Der Streckenverlauf von km 7,55 (links aus Richtung Gröppendorf) bis km 7,9 am Bahnübergang beim Bahnhof Mahlis mit Umfahrung der Grundstücke am Kirschberg.
Der Zeichner hat sogar die "geretteten" Gemüsebeete dargestellt!
Streckenband Linie Mügeln – Nerchau-Trebsen. Blatt 8 u. 9.
Unter Zugrundelegung der vom Königl. Zentralbureau für Steuervermessung aufgenommenen Berainungsgrundrisse vervollständigt im Jahre 1909.
(Nachbearbeiteter Ausschnitt.)
In Schlängellinie um die Gemüsebeete
Die östliche Einfahrt in den Bahnhof Mahlis mutete besonders "bimmelbahnig" an:
In weit ausholenden Bögen mit Radien herab bis zu 100 m schlängelte sich die Bahn zwischen den Häusern hindurch, verlief mitten über eine Straßenkreuzung und dann zwischen Weisskohlbeeten und Stachelbeerbüschen zur Einfahrtsweiche des Bahnhofs.
Diese engen Gleisbögen waren notwendig, um die Grundstücke am Kirschberg zu umfahren.
Der Kirschberg ist der am steilen Südhang des Döllnitztals um etwa 40 Meter ansteigende Weg nach Wadewitz - er hat seinen Namen von den unzähligen Kirschbäumen, die früher dort standen.
Sieht man sich die Situation vor Ort oder auf der Karte an, so bemerkt man:
Technisch wäre hier eine einfachere und nahezu geradlinige Lösung problemlos möglich gewesen.
Und diese einfache Lösung war auch geplant, doch da flatterte ein Vierteljahr vor Baubeginn ein Ersuchen auf den Tisch der Verantwortlichen in Dresden:
An das Hohe Königliche Finanzministerium zu Dresden
Hiermit erlauben sich die unterthänigst Unterzeichneten, bei dem Hohen Königlichen Finanzministerium mit einer höflichen und ehrerbietungsvollen Bitte vorstellig zu werden.
Wie dem Hohen Königlichen Finanzministerium bekannt sein wird, steht jetzt der Bau der Mügeln – Nerchau – Trebsener Eisenbahn bevor.
Diese Bahn berührt unsere in Mahlis bei Wermsdorf belegenen Grundstücke, welche unter der Grund-Cat. Nr. 63, 64, 65 und 70 eingetragen sind und war zeither zu 3½ Meter Entfernung zu unseren Wohnhäusern abgesteckt.
Auf unsere Vorstellung hin wurde diese nach unseren Ansichten für uns und die Unsrigen so gefahrvolle Nähe von dem Herrn Oberingenieur abgeändert und ein Abstand von 8½ Metern angezeichnet.
Allein auch dieser ist für uns ein nachtheiliger, da damit unsere Gärten so durchschnitten werden, daß auf jeder Seite nur noch eine sogenannte Spitze bleibt, auf welcher für uns ein sehr umständliches und unter Umständen auch gefahrvolles Handtieren entstehen würde.
Dagegen dürfte es, wie uns, nebenbei erwähnt, auch Sachverständige bestätigt haben, für uns zum Vortheil und für die Bahnverwaltung keineswegs von Nachtheil sein, wenn die Bahn 16 Meter entfernt von unseren Wohngebäuden angelegt würde.
Dieselbe käme dann auf unseren Grundstücken an die Grenze mit den nachbarlichen Grundstücken und behalten wir unsere Gärten an unseren Wohnungen und kämen bei Bewirthschaftung derselben mit der Bahn durchaus nicht in Berührung.
Wir erlauben uns daher bei dem Hohen Königlichen Finanzministerium mit der ehrerbietungsvollen und unterthänigen Bitte vorzukommen:
Hochdasselbe wolle bei der Anlegung der Mügeln – Nerchau – Trebsener Eisenbahn unsere Eingabe hochgütigst prüfen und wenn irgend thunlich anordnen lassen, daß genannte Bahn nicht nur 8½ Meter sondern 16 Meter von unseren Wohnhäusern entfernt durch unsere Gärten gebaut werde.
Durch derartige Anlegung würde für uns ein großer Vortheil entstehen, wofür wir dem Hohen Königlichen Finanzministerium im Voraus schon den unterthänigsten Dank aussprechen.
Indem wir uns nun der angenehmen Hoffnung hingeben, bei dem Hohen Königlichen Finanzministerium keine Fehlbitte gethan zu haben sehen wir hochgeneigtem Bescheide hierüber entgegen und verharren erfurchtsvoll als
Hochdieselben Unterthänige Mahlis bei Wermsdorf, am 27. Juni 1887 (Namen der unterzeichneten Grundstücksbesitzer).
Akten zum Bahnbau der schmalspurigen Sekundärbahn Mügeln – Nerchau-Trebsen.
Fotogalerie Vorbild - Modell
Nähert man sich, vom ehemaligen Gut in Mahlis kommend, der Döllnitzbrücke, wird hinter den Bahngleisen der steil ansteigende Kirschberg sichtbar.
In der Realität hat sich einiges verändert:
Die Häuser wurden aufwändig saniert oder inzwischen abgerissen; die Bäume sind in den Himmel gewachsen oder längst abgesägt…
…nur der ehemalige Bahnübergang zeigt sich trotzig:
In regelmäßigen Abständen drücken sich die Bahnschienen durchs Asphalt-Flickwerk (hier in Blickrichtung Mügeln).
Im Gegensatz zu den Straßenbenutzern fuhren die Bahnreisenden an den weniger repräsentativen Seiten der Grundstücke vorbei.
Und auch an den noch allgegenwärtigen "Häuschen mit Herz".
Letztere sind inzwischen verschwunden, auch Gemüsebeete gibt's kaum noch.
Schön ist aber, dass die alten Häuser erhalten werden, die doch mehr Flair haben als die Einheits-Bauten der Neuzeit.
Hier stand auch das "Einfahrtssignal" von Mahlis - eine Trapeztafel (Signal So 5).
Der Zug aus Mügeln musste davor warten, bis er vom Gegenzug in den Bahnhof gerufen wurde.
(Foto: Helmut Böhme.)
Ausgangs der Kurve um die Grundstücke am Kirschberg - der Bahnübergang, eine kurze Zwischengerade und ein Gegenbogen.
Im Hintergrund schiebt sich schon die Wartehalle ins Bild.
Nochmals der ehemalige Bahnübergang im Original aus gleicher Blickrichtung.
Da heutzutage eine prächtige Hecke alles verdecken würde, stehen wir allerdings etwas weiter rechts vorn.
Beobachten wir zum Schluss noch den GmP 11357, der sich auf der Fahrt nach Mügeln durch die Szene schlängelt.
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